Stuttgart 21: Mit den Bahnschienen über die Autobahn

Stuttgart/Bregenz, 23. November 2021 – Freude bei den ARGE-Partnern Rhomberg Bahntechnik, Ed. Züblin AG und DB Bahnbau Gruppe: Ein entscheidender Meilenstein beim Bau der 35 Kilometer Feste Fahrbahn (FF) zwischen Stuttgarter Flughafen, Neckar und damit dem Großprojekt Stuttgart 21 ist geschafft. In der Nacht von Montag auf Dienstag sind die letzten Langschienen in einer aufwändigen Nachtaktion vom Bahnhof Wendlingen über die Autobahn A8 zu ihrem Einsatzort transportiert worden. “Jetzt können wir unsere Bahnstrecke richtig in Angriff nehmen”, freut sich Philipp Nachbaur, Geschäftsleiter der Rhomberg Bahntechnik.

Ein Jahr, nachdem sich die AFIL den Zuschlag sichern konnte, sind damit die letzten Vorarbeiten für den Streckenbau abgeschlossen. “Am 1. September haben wir vom Bauherrn das erste Baufeld übergeben bekommen”, erklärt Philipp Nachbaur. “Seitdem haben wir die Vermessungen, die Erdbauarbeiten durchgeführt, das Bauteam angesiedelt sowie die hydraulisch gebundene Tragschicht auf den Untergrund betoniert, also gewissermaßen die Tragplatten für die Feste Fahrbahn”.

Und, als komplizierten, aber auch spannenden Baustein, wurden seit dem 15. November in insgesamt acht Nachtaktionen die Langschienen an ihre jeweiligen Einsatzorte transportiert. Langschienen sind die Schienenstränge, auf denen am Ende der Zug fährt. 120 Meter lang ist jede einzelne dieser Schienen, und sie wiegt rund sieben Tonnen. 340 werden insgesamt verbaut – und wurden entsprechend jetzt über die Autobahn angeliefert. Der Transport erfolgte ab dem Bahnhof Wendlingen, wo die Schienenstränge vor dem Westportal des Albvorlandtunnels mit drei Baggern von Transportzügen auf zwei, 130 Meter lange Spezial-Lkw gezogen wurden. Anschließend wurden sie rund zweieinhalb Kilometer weit über die Autobahn A8 Richtung Flughafen Stuttgart zur neuen Bahnstecke transportiert. Die Spezial-Lkw der Firma Gruschina Transport und Vermietungs GmbH konnten sich nur mit sechs Stundenkilometern vorwärtsbewegen, zwei Spuren der Autobahn in Fahrtrichtung München waren deshalb während jeder Nacht von etwa 1 bis 3 Uhr gesperrt. Der direkte Weg über die Neubaustrecke selbst war wegen der vielen Brückenbauwerke - 18 gibt es insgesamt zwischen dem Fildertunnel nahe dem Flughafen und dem Neckar - nicht möglich, da sich insbesondere an der neuzuordnenden Autobahnanschlussstelle Wendlingen einige Bereiche noch im Rohbau befinden.

Jetzt startet der Bau des eigentlichen FF-Systems. Die aufwändigen Vorarbeiten sind nötig, da später die Züge der Deutschen Bahn mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometern über die Strecke rauschen werden. “Da entstehen Kräfte, für die eine perfekt ausgeführte, stabile Infrastruktur unabdingbar ist”, so Nachbaur. Die Fahrtzeit zwischen Stuttgart und Ulm reduziert sich mit der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 im Fernverkehr nahezu um die Hälfte auf knapp ein halbe Stunde. Insgesamt ist die Rhomberg Bahntechnik zwischen Stuttgart und Ulm damit an rund 161 Kilometern Feste Fahrbahn (FF) mit 95 Weichen, 2 Kreuzungen sowie diversen Ausrüstungsarbeiten beteiligt. Die Investitionssumme liegt bei rund 386 Mio. Euro.